Zweite Fahrstunde

Heute war meine zweite Fahrstunde. Auf dem Weg zur Fahrschule wurde ich gleich mit dem suboptimalen Image von Motorradpiloten im Straßenverkehr konfrontiert. Ich hatte meinen Moped-Dress an und den Helm in der Hand. Eine mittelalte Dame giftete mich an, dass „wir“ doch gefälligst mal ordentlich fahren sollten. Ähä. Hab zwar noch keinen Lappen, aber bin schon einer von den Bösen. Gemeint hat sie vermutlich die zwei Spinner, die hier immer über die Parkdecks des Wohngebiets ghostridern. Tut ja auch nicht Not. Hab mir schon selbst überlegt, dass man denen mal eine Angelschnur spannen sollte. Bei denen ist nicht einfach nur das Krad zu laut, sondern die fetzen mit 80 Sachen durch die 30er-Zone.

Die zweite Fahrstunde heute lief schon wesentlich besser als die erste. Mental habe ich mich auch auf den Lenkimpuls vorbereitet. Und auf dem Weg zur Arbeit habe ich den auch mal bewusst auf dem Fahrrad ausprobiert. Zum schnellen Ausweichen ist das wirklich gut, wenn auch auf dem Fahrrad nicht ganz ungefährlich. 🙂

Jürgen war leider wieder etwas wortkarg. Erst als ich schon auf dem Krad saß, hab ich mal vorsichtig gefragt, was wir denn heute machen würden. „Na, dasselbe wie letztes Mal.“ Ich hab dann stur da gesessen, bis er mir über Funk zu verstehen gab, dass ich vorfahren soll. Zusätzlich waren auf dem Funk ständig andere Fahrschulen mit drauf – das war etwas anstrengend. Am Anfang lief es alles noch etwas hakelig, als wir losfuhren. Verschaltet, Blinker angelassen. Naja, Kleinigkeiten. So ganz sind die Abläufe doch noch nicht im Unterbewusstsein.

Heute waren wir im Merkurpark im Industriegebiet. Da war wenig los und wir konnten mal wieder meine Lieblingspylonen aufstellen. Den Slalom in Schrittgeschwindigkeit (ich hasse ihn) haben wir gar nicht erst gemacht. Stattdessen den langen Slalom erst mit 9 Metern (zum Üben) und dann mit 7 Metern (wie in der Prüfung). Von 5 Versuchen hab ich nur bei einem eine Pylone umgeholzt. Und den Schwung habe ich gut hinbekommen. Ist ein bisschen wie das Wedeln beim Skilaufen. Ich muss aber den Kopf gerade halten, ansonsten verliere ich schnell die Orientierung. Damit kann ich sogar jetzt auf der einspurigen Straße wenden, ohne Panik zu kriegen.

Die Gefahrenbremsung aus 50 kmh haben wir noch probiert. Das ging gut. Das ABS macht es einem aber auch leicht. Einfach volle Kanne den Griff ziehen und warten, bis man steht. Hier haben wir drei Versuche gemacht. Wichtig ist, dass man nicht vergisst, dabei die Kupplung zu ziehen.

Ausweichen von 50 km/h ohne und mit Bremsen haben wir ebenfalls gemacht. Das ging auch prima. Nur einmal bin ich beim Bremsen durcheinandergekommen und habe die Kupplung nicht gezogen. War nicht gefährlich, aber in der Prüfung muss man dran denken. Den Kreisverkehr in der Mitte des Merkurparks durfte ich auch durchfahren, damit Jürgen sieht, dass ich nicht in den Kreisel rein, aber aus dem Kreisel raus blinke. Das war anders, als ich meinen Lappen fürs Auto gemacht habe, aber natürlich kenne ich die „neue“ Regelung. Sich etwas abzutrainieren, was man lange Jahre anders gemacht hat, erfordert aber etwas Konzentration.

Danach ging es ums Kurvenfahren. Viele Kurven habe ich nicht gesehen, die ich spannend gefunden hätte, aber dafür hatte ich endlich mal die Gelegenheit, auf die Landstraße zu kommen. Tempo 50 war ja schon ganz nett. Aber dann auf 100 rauf? Das bin ich doch sehr sachte angegangen. Ich frage mich echt, wie manche Leute Spaß an 250 Sachen haben. Mir war schon bei 100 kmh klar, dass ich bei einem Fehler der anderen Fahrer keine Chance gehabt hätte. War schon nicht mehr ganz so locker zu sehen. Und der Fahrtwind hat mich fast vom Rad gepustet.

Nach der Landstraße ging es durch Rahlstedt zurück. Ein paar Kurven. Verschiedene Geschwindigkeiten. Hab einen Bus vorgelassen. Hab brav gebremst, als bei McDonalds jemand nervös guckte, ob er auf Straße einbiegen könnte. Und natürlich haben wir noch einmal Anfahren an der Steigung gemacht, als ich hinter der Amtsstraße an der Ampel stand. Hat aber gut geklappt – ich habe mit der Fußbremse das Krad angehalten und konnte dann locker mit Gas und Kupplung die Maschine nach vorne ziehen. Hab ich mir aus dem Lehrbuch gemerkt.

Alles in allem war das ein zufriedenstellender Tag. Die Grundfahrübungen haben super geklappt (es war ja immerhin erst meine zweite offizielle Fahrstunde) und auf der Straße werde ich auch sicherer. Nur auf der Rückfahrt habe ich fast einen Radfahrer beim Abbiegen umgemäht. Ups. 🙂 Ach ja – und in der abknickenden Vorfahrtskurve sollte man auch blinken. Da hat Jürgen mal drüber weggesehen. Aber auch bei solchen „Vergehen“ bräuchte ich durchaus einen Hinweis. Denn der Prüfer wird bestimmt nicht so locker sehen.

Nächste Woche geht’s weiter. Aber dass ich die meisten Grundfahrübungen schon mal kann, finde ich beruhigend. Ich habe Jürgen gesagt, dass der Slalom am Anfang ja noch nicht so gut geklappt hat und mich das etwas frustriert hat. Er sagte: „Hey, das war ja auch erst deine erste Stunde.“ Recht hat er. Ich will zwar möglichst wenige Stunden fahren, weil, kostet ja ordentlich Geld. Aber ein paar Stunden müssen wohl drin sein.

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