Erste Fahrstunde

Heute ist es endlich soweit. Meine erste Fahrstunde auf dem Moped. Nachdem ich am Samstag ja schon auf dem Verkehrsübungsplatz ein wenig gefahren bin, bin ich mal gespannt, was heute so anliegt. Mein Fahrlehrer Jürgen lädt mich in sein Fahrschulauto, denn das Moped steht aus Platzmangel in 5 Minuten Entfernung in einer Garage. Außerdem musste es erstmal aufgetankt werden, nachdem ich ihn dezent fragte, ob diese „Fuel“-Warnlampe irgendwas zu sagen hätte. 🙂

Zunächst wurde ich mit Funk verkabelt. Den Ohrhörer habe ich mir unter die Sturmhaube ins Ohr gebohrt. Es war extrem laut, dass es schon wehgetan hat. Bei zu geringer Entfernung zum Sender hatte ich dazu noch ein heftiges Fiepen im Ohr. Insgesamt hat die ganze Vorbereitung bestimmt 20 Minuten gedauert, bis ich endlich auf dem Bock saß. Ich hatte ihm erzählt, dass ich schon ein paar Runden auf dem Übungsplatz war. Irgendwie fiel ihm aber wohl auf, dass das zu einfach war… „Jetzt hast du mich total überrumpelt. Das ist doch erst unsere erste Stunde, also muss ich dir jetzt eigentlich erst mal was zur Theorie erzählen.

Nach wenigen Worten über die Bedeutung von Hebeln und Schaltern musste ich zeigen, dass ich auf dem Parkdeck Anfahren und in den 2. Gang hochschalten kann. Seine Maschine ist eine Kawasaki ER6-n, die leichter ist als unsere Yamaha. Nach kleineren Schleifpunktdifferenzen klappte das aber gut. Das Wenden auf dem engen Platz zwischen den Autos habe ich nur mit stolpernden Füßen geschafft, aber ansonsten sah es wohl ganz gut aus.

Jürgen: „Man merkt, dass du geübt hast.“ Die anderen Fahrschüler haben da wohl mehr Sorgen gehabt. Ist ja auch klar, wenn man erstmal seine Körperteile sortieren muss. Da hat der Übungsplatz was gebracht.

Er wollte dann tatsächlich mit mir schon auf die Straße. Die erste Fiesität war, dass ich eine Steigung vom Parkdeck nehmen musste. Und natürlich war die Schranke für die Ausfahrt auf einer steilen Steigung. Anfahren am Berg in der ersten Stunde? Na, danke. Dreimal hab ich den Motor abgewürgt und hab dann einfach beherzt Drehzahl gegeben und war durch die Schranke durch. Puh.

Der Rest war verhältnismäßig leicht. Aber ich kam mir unendlich unsicher vor. Schalten. Blinker immer wieder ausmachen. Jetzt leuchtet mir ein, warum viele Mopedfahrer die ganze Zeit blinken. Klar, wenn sich das Blinkgerät nicht automagisch wieder zurückstellt. Schulterblick nicht vergessen. Auf der Straße alles kein Problem. Nur die Daumen sind mir schnell eingeschlafen, was das Blinken schwierig macht und an den Oberschenkeln wurde es bei 60 kmh doch etwas kühl. Und das Visier beschlägt immer im Stand. Dagegen kann man wohl mit speziellem Spray was machen. Muss ich mir mal besorgen.

Dann waren wir auch schon auf der Straße und unterwegs zum Höltigbaum. Auf der Straße kamen über Funk praktisch keine Anweisungen. Kann also so schlimm nicht gewesen sein. Auf dem Hinweg bin ich brav hinter dem Auto hergefahren. Höltigbaum waren wir dann in einer Kehre und es ging um die Grundübungen, die auch in der Prüfung abgefragt werden. Kreisfahrt war kein Problem. Stop’n’go auch nicht. Dann der langsame Slalom in Schrittgeschwindigkeit war purer Frust. Meine Geschwindigkeit war immer noch zu hoch, weil ich mit dem Gasgeben und Kupplung-Kommen-Lassen noch ein wenig Erfahrungsmangel hatte. Bei zuwenig Gas hatte ich Angst, dass ich nach innen umfalle, und hab den Fuß runtergesetzt, was mich erst recht in Gleichgewichtsnöte gebracht hat. Hier ist es unheimlich wichtig, dass man die Füße auf jeden Fall an der Maschine lässt. Das erfordert schon ein wenig Vertrauen. Jürgen: „Die meisten Fahrschüler schaffen das erst beim dritten Versuch.“ Aha. Naja, nach dem fünften Versuch hatten wir das abgebrochen, weil ich schon sichtlich frustriert war. Weil das mit dem kurzen Slalom überhaupt nicht geklappt hat, haben wir den langen schnelleren probiert. Das ging besser, weil ich schneller war und das Moped damit stabil. Aber ohne Lenkimpuls hab ich den Schwung nicht hinbekommen und penetrant die zweite Pylone weggekickt. Jürgen: „Gegen die zweite Pylone scheinst du was zu haben.“ Ein paarmal habe ich die Pylonen wohl auch mit den Füßen umgerissen. Meine Füße waren etwas abgespreizt. Also: Füße an die Maschine nehmen. Wie das ganze überhaupt gehen soll, habe ich später noch mal im Lehrbuch nachgeschlagen. Von Jürgen kamen leider praktisch keine Hilfestellungen. Er ist leider auch selbst nicht mit dem Krad gefahren und so hatte ich keine Vorstellung davon, wie das genau aussehen soll.

Über dem Lehrbuch habe ich lange gebrütet und mich gefragt, ob das ein Druckfehler ist, dass man nach links lenken soll, wenn man nach rechts will. Von diesem Video habe ich dann endlich kapiert, wie der Lenkimpuls funktioniert.

Was mir nicht so gut gefallen hat, ist, dass ich praktisch keine Tipps bekommen habe. Zuviel Motivation a la „die meisten Schüler schaffen das erst beim dritten Mal“ und kaum konkrete Tipps. Im Schrittgeschwindigkeitsslalom bin ich viel zu schnell rumgeheizt und konnte die Kurven gar nicht schaffen. Außerdem habe ich mehr auf die Pylonen als geradeaus geguckt. Das hat meinen Gleichgewichtssinn bestimmt noch mehr durcheinander gebracht. Warum hat er mir das nicht gesagt? Verlange ich zuviel?

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