Heute war wieder eine Doppelstunde geplant. Eine Stunde wollten wir Grundfahrübungen am Höltigbaum fahren und eine Stunde Stadtverkehr. Wie letztes Mal gelernt, starte ich also die Maschine, prüfe vorne und hinten die Beleuchtung, prüfe vorne und hinten die Bremsleuchte… „Dieses Motorrad hat vorne keine Bremsleuchte.„, lacht Jens. Oh, Mann, 7:45 Uhr ist zu früh für mich. Okay, Hinterradbremse geht, Vorderradbremse geht. Schlüssel rein. Starten. Choke rein. Maschine auf die Straße geschoben. Los geht’s zum Höltigbaum. Eine andere Fahrschule war auch gerade mit dem Motorrad dort. Erinnerungen kommen hoch, als Jens meint, ich könnte da ruhig mal durchfahren. Gibt’s wieder Mecker vom anderen Fahrlehrer? Nein, kein Problem diesmal. Der böse kleine Langsamslalom war aufgebaut. „Fahr da gleich mal durch.“ Puh, naja, hilft ja nichts. Erster Gang, Kupplung schleift, Fuß sanft auf Fußbremse stellen, gleichmäßig fahren. Das geht ja richtig gut heute. Zwei Versuche auf Anhieb geschafft und alle Pylonen sind stehengeblieben. Nur einmal habe ich etwas zu stark gelenkt, aber ansonsten war das gut. Hurra! Danach noch schneller Slalom bei 30 kmh. Kein Problem. Dann Ausweichen ohne Abbremsen. Erst mit 40. „Zieh die Kupplung. Das geht einfacher.“ Oh, stimmt, vergessen. Nochmal mit 40 – alles klar. Dann mit 50 (das kommt mir schon richtig schnell vor) – klappt auch. Als nächstes die Vollbremsung von 50. Beim ersten Mal habe ich die Fußbremse zu schnell gelöst. Beim zweiten Mal blockiert das Hinterrad leicht, aber Jens ist zufrieden. Dann noch mal Kreise fahren. Zweimal linksherum. Zweimal rechtsherum. Alles kein Problem. „Die Grundfahrübungen hast du drauf. Dann können wir etwas durch die Stadt fahren.“ Cool. Ich hätte gedacht, ich brauch noch zig Fahrstunden, bis ich mit den Pylonen klarkomme. Jetzt sehe ich das mit der praktischen Prüfung aber schon viel greifbarer.
Jens packt seine Pylonen ein und los geht’s. Raus aus dem Industriegebiet. Wo rechts vor links ist, fahre ich diesmal auch lieber etwas langsamer. Der LKW letztes Mal war schon unangenehm. Heute kommt aber keiner. Dafür ist plötzlich im Funk ist nur noch sinnloses Gebrabbel zu verstehen. Hat er jetzt „links“ oder „rechts“ gesagt? Nach links geht’s zur Autobahn, da will er bestimmt nicht hin. Also rechts. Und jetzt? Ich deute auf meinen Helm, um ihm zu zeigen, dass ich Funksorgen habe. Wieder nur Schlumpfwortfetzen. Rückspiegel. Er fährt auf die linke Spur, okay. Ich verstehe immer noch nichts. Wir biegen ab und bei nächster Gelegenheit fahre ich rechts ran. Jens klettert aus seinem Fahrschulmobil und kommt zu mir nach vorne. „Hast du gemerkt, dass du voll über die Sperrfläche gefahren bist?“ Ups? Nee, hab ich nicht. Vermutlich bin ich beim Abbiegen einen zu großen Kreis gefahren. Aber wir haben ja auch andere Sorgen. Jens steht unentspannt neben mir und fummelt am Funkgerät herum, welches seine Einstellversuche mit wildem Gepiepse quittiert. Aber die Schlümpfe bleiben. Nach etlichen Versuchen geben wir auf und ich fahre ohne Funk hinter ihm her zurück zur Fahrschule. Schade. Wegen dem Verkehrsaufkommen hab ich dafür genügend Gelegenheit, das korrekte Runterschalten in den richtigen Gang zu üben. Jens Frustration über die Funktechnik scheint ihn nicht so leicht loszulassen. Der Blick schweift auf der Rückfahrt mehr Richtung Beifahrersitz als auf den Rest des Verkehrs. Ich halte lieber etwas Abstand. 🙂 In der Fahrschule flucht Jens immer noch und blättert grummelig im Handbuch des Funkgeräts. Schließlich ist die Einstellung gefunden. Das Gerät stand auf „Sprachverschleierung“. Wofür auch immer das gut sein mag und wie sich das eingeschaltet hat, aber es hat hervorragend funktioniert. 🙂 Die zweite Stunde heute wird also nicht berechnet. Jens wollte noch wissen, wie weit ich mit dem Lernen der Bögen bin. Die kann ich auswendig. „Dann müssen wir was machen.„, meint er. Vielleicht kann ich nächsten Montag schon Theorieprüfung machen, wenn bis dahin die Motorradtheorie stattfindet. Also lerne ich lieber schon mal die letzten Details. Geplant war eine 6-Stunden-Sitzung, um die Theorie an einem Tag durchzuziehen. Mal sehen, ob das zustande kommt. Mir würde das nichts ausmachen – genügend koffeinhaltige Getränke vorausgesetzt.
Am Donnerstag gibt es dann eine Doppelstunde, wo wir etwas die Stadt unsicher machen werden. Nächste Woche starten wir mit den Sonderfahrten. Also vielleicht nur noch 5 Termine lang fahren (2-3 Wochen) und dann könnte ich Mitte August endlich die Plastikpappe in der Hand haben. Gut zwei Monate müssen auch reichen, finde ich.
Nachmittags war ich noch mal im Fahrschul-Büro und habe meine Theorieprüfung koordiniert. Sicherheitshalber mache ich noch vier Testbögen in der Fahrschule. Insgesamt einen Fehler bei einer Frage, wie man Anhänger gegen Zurückrollen sichert. Komisch, die Frage habe ich in meinen Unterlagen noch nie gesehen. „Oh, ich hab dir den falschen Bogen gegeben. Der ist nur für Klasse B.„, meint Simone am Tresen. Also null Fehler. Wenn alles mit den Unterlagen für die Theorieprüfung klappt, könnte ich nächsten Montag schon zur Prüfung.