Fahrstunde. Sonderfahrt auf der Landstraße. „Fahr in den Orten 50. Und lass dich in den Waldschneisen nicht wegwehen.„, empfiehlt Jens. Über Stapelfeld fahren wir nach Großensee. „Fahr so schnell, wie du dich traust.“ 80 war ja schon richtig schnell. Mit der Zeit bin ich auch mal 100 gefahren. Ich wurde zwar nicht weggeweht, aber der Respekt war schon groß. Der Wechsel von Dörfern und Landstraße ist zwar etwas nervig, aber natürlich geht es darum, dass ich aufmerksam bleibe und auf meine Geschwindigkeit achte. Und das bin ich. Nur einmal auf der B404 hab ich mich mit den Geschwindigkeiten vertan. Eine ganze Zeit lang war 70 erlaubt. Und nach einer Auffahrt war kein Schild mehr. Ich gehe aber leider immer noch davon aus, dass auch ein anderes Schild kommt, wenn ich mehr oder weniger als 70 fahren darf. Nach ca. 100 Metern meint mein Mann im Ohr: „Hier ist 100. Kannst ruhig schneller fahren.“ Nach der Doppelstunde erklärt mir Jens noch mal die Situation. „Wenn sich das Schild nach einer Kreuzung nicht wiederholt, ist da wieder 100. Wie sollen sonst die anderen Fahrer wissen, dass nur 70 ist, wenn sie gerade erst auf die Bundesstraße raufgefahren sind?“ Recht hater ja. Unlogisch finde ich es trotzdem. In den Orten ist jeder Quadrameter zugeschildert. Aber auf der Landstraße fehlten die drei Euro fuffzig für ein beklopptes „100“-Schild. Muss ich eben noch besser drauf achten.
Ich habe mir mittlerweile eine kleine Liste von Dingen gemacht, die mir in der Prüfung gefährlich werden könnten. Auf diese Details muss ich jetzt schon besser achten:
- am Anfang der Prüfung Beleuchtung+Bremsen testen, Spiegel einstellen
- STOP = Haltelinie (aufgemalte) / Sichtlinie (dicht an der Straße)
- nicht in den Kreisverkehr reinblinken (war vor 18 jahren leider anders)
- beim Abbiegen auf die Schilder achten (30? 50?)
- vorsichtig/langsam anfahren beim Abbiegen, damit ich nicht auf die falsche Bahn gerate
- „rechts und dann gleich wieder links“ => richtig einordnen
- über Parkmarkierungen darf man drüberfahren – über Sperrflächen nicht
- beim Wechsel der Fahrspur um geparkte Autos: Schulterblick + blinken
- bei abknickender Vorfahrt nur blinken, wenn man abbiegt (nicht bei geradeaus rüber)
- an Zebrastreifen überdeutlich nach links und rechts gucken
- bei rechts vor links langsam fahren, damit man rechtzeitig anhalten kann
- wenn an einer Kreuzung ein Tempolimit nicht wiederholt wird, gilt es als aufgehoben und man kann innerorts 50 und außerorts 100 fahren. Genauso nach dem Abbiegen. Also beim Abbiegen darauf achten, welche Schilder da stehen.
- Nicht in Straßen einfahren, die für Motorräder gesperrt sind!
Damit ich mich besser auf die Schilder konzentriere, habe ich mir einen kleinen Trick angeeignet. Der mag vielleicht banal und auch ein wenig lächerlich klingen, aber als Krad-Neuling muss ich auf soviele Dinge aufpassen, dass ich mich manchmal frage „war das jetzt eigentlich 30 oder 50 hier?“. Der Trick ist, dass ich vor mich hinmurmel, was gerade anliegt. Z.B. „Innerorts, 50.“ oder „Außerorts, 70, Überholverbot.“ Das ist so, als ob ich wie auf einem HUD mental einblende, wie der „Status“ der aktuellen Strecke ist: