Ich habe lange darüber nachgedacht, ob es für irgendjemanden überhaupt interessant sein könnte, wie jemand im Alter der typischen Midlife-Crisis anfängt, seinen Moped-Führerschein zu machen. Aber ich habe selbst in Web-Foren spannende Geschichten gehört und dachte mir, da steuere ich doch mein eigenes Schicksal bei. 🙂 Immerhin war es doch ganz lustig, in die Welt der Kradfahrer einzusteigen. Heute waren wir bei einem Motorradladen (Tante Louise) und haben viel mehr Geld da gelassen, als eigentlich geplant war. Meine Frau brauchte für ihr neues Moped natürlich vernünftige Klamotten – man will ja kein Risiko eingehen. Während ich die Kids beschäftigt habe, die auf Plastik-Kinder-Mopeds wie die Bescheuerten durch den Laden geheizt sind (gut dass die anderen Kunden gute Reflexe haben), habe ich mir überlegt, ob ich denn auch die Moped-Karriere antreten sollte. Immerhin ist unser Konto ja nicht so richtig dick. Aber letztendlich hab ich mich überwunden und mich von dem supernetten Verkäufer einkleiden lassen. Das ganze hat vier Stunden gedauert, aber war schon ziemlich aufregend. Das war natürlich besonders spannend, weil ich unter den ganzen erfahreneren Bikern der absolute Frischling war und mich mit jeder Frage als Volldepp geoutet habe. Aber auch mit 36 ist man natürlich nicht allwissend. Also…
Was braucht man unbedingt?
- Klapphelm – ich habe einen von Probiker genommen (nicht so ein halbes Teil wie ein „Braincap“ oder „Policehelm“, nur um cool auszusehen). Als Brillenträger fand ich die Klappehelme sehr praktisch, weil man vorne den größten Teil komplett hochklappen kann. Da kommt man ohne Platznot rein und raus. Mit etwa 100€ lag der Helm noch im unteren Preissegment. Und der auf Hebeldruck herunterklappbare Sonnenschutz hat sich später in den Fahrstunden auch sehr bewährt.
- Stiefel (auch von Probiker). Die haben ca. 50€ gekostet. Am Anfang war die sauschwer anzuziehen. Vorne soll noch ein halber Zentimeter Platz sein? Sehr witzig – ich krieg das Leder kaum reingedrückt, um das zu testen. Ich habe mich letzendlich für die engere Variante entschieden, die ich gerade eben mit Gewalt angezogen bekommen habe. Mit den Zehen kam ich vorne nicht an. Die hab ich ein paar Abende am Computer einfach mal aus Spaß angezogen und nach ein paar Tagen dann ging das auch gut. Dann wurden die so weich, dass man damit auch problemlos mal einen Kilometer laufen kann. Die teureren Stiefel sollen am Anfang besser passen, hab ich mir sagen lassen. Am Knöchel sind die besonders verstärkt, falls man doch mal vom Krad fällt. Und oben auf dem Fuß hat man eine Lederverstärkung, weil man ja die Schaltung mit dem linken Fuß bedient und sonst die Schuhe da abnutzt. Mit Turnschuhen o.ä. dürfte ein Sturz nicht gut ausgehen.
- Jacke. Die Jacke war nicht ganz billig. Und man hat kaum die Arme anwinkeln können, weil die Protektoren ziemlich steif sind. Die Lederjacken waren noch teurer, also habe ich eine Textiljacke genommen. Auf Anraten des Verkäufers habe ich noch einen vernünftigen Rückenprotektor einbauen lassen, damit die Wirbelsäule besser geschützt ist. Die Jacke hat noch ein Futter drinnen, das ich für den Sommer rausgenommen habe. Könnte aber im Winter durchaus praktisch sein. Man kann die Jacke mittels Reißverschluss an der Hose befestigen. Hab ich noch nicht gemacht.
- Die Hose war auch nicht billig. Bei der ersten Fahrübung (auf dem Übungsplatz) hatte ich noch das Futter drin. Das erwies sich als zu warm, also hab ich es recht zügig rausgenommen. Die Hose erschein mir relativ lang, aber die muss ja auch tief über die Stiefel reichen. Auch wenn ich im Laden draufgestiefelt bin, passte das auf dem Krad perfekt, wenn man die Beine anwinkelt. Hakelte auch etwas.
- Nierenschutz hatten wir noch. Kann mir schon vorstellen, dass es sonst schnell zugig um den Rücken wird. Für unter 10€ auch nicht unbedingt teuer.
- Handschuhe. Mit 30€ nicht der schlimmste Posten. Aus Leder. Am linken Zeigefinger ist ein lustig aussehender „Scheibenwischer“ integriert, mit dem man das Visier freiwischen kann.
Nachträglich hätte ich etwas auf die Farbgestaltung gucken sollen. Meine Montur ist leider komplett schwarz. Zusammen mit dem schwarzen Krad meiner Frau bin ich ein Schatten in der Nacht. Da muss ich mit Reflektoren noch was verbessern. Eine refklektierende Schärpe wie bei den Krad-Polizanten macht schon Sinn. Wäre ich schlauer gewesen, hätte ich eher Klamotten mit integrierten Reflektoren oder zumindest helle/grelle Sachen gekauft. Nachträglich ist man immer schlauer. Nachträglich hab ich interessiert darauf geachtet, womit andere Zweiradpiloten so auf der Straße unterwegs sind. Und ich finde es sehr erschreckend, dass Roller- und teilweise sogar Motorradfahrer mit T-Shirt, Jeans und Turnschuhen unterwegs sind. Ja, ich weiß, dass es im Sommer schnell warm unter der Kutte wird, aber Jeans-Klamotten sind ja wohl indiskutabel. Abschürfungen sind ja schon bei Stadt-Geschwindigkeiten übel. Aber Jeans-Stoff brennt sich bei Reibung auch noch prima in die Haut rein. Igitt. Nein, Leder oder Textil muss es schon sein.